Schlechte Uhrzeit
so kurz vor dem EInschlafen fange ich damit an.
Wer anders sein will, als er ist, der tut mir leid. Sein Wunsch ist ehrenwert, doch abgedroschen. Ich formuliere tastend eine These: Die Menschenseele mit allem Drum und Dran ist serieller Kitsch. Das Innerste erwirbt sich jeder von der Stange. Nichts von Mysterium, nur Schmalz.
Mit violetten Fingernägeln kommen sie zu mir, mit originellen Kaiser-Willhelm-Schnäuzern, abgrenzungswütig schwänzeln sie herum und fühlen sich weiß Gott wie einzigartig. Dann öffnen sie den Mund und husten Abziehbildchen aus. Und was sie spüren, wünschen, träumen, das macht sie grausam gleich und hundsgewöhnlich.
Das Unverwechselbare an dir ist deine Nase, die Kapriolen deines Herzens aber sind ein Gassenhauer. Belege später.
Was meine Arbeit obendrein erleichtert: Die strukturelle Schlichtheit dessen, was nun einmal "Beziehungsstörung" heißt. Auf wirklich leckerbissige Disharmonien werfe ich mich mit hundertzwanzig Puls.
Freilich Sternstunden!
Und freilich findet der Berater, sofern er nicht ein Simpel ist, auch ordinäre Konstellationen sehr komplex. Negiert er den Anspruch des Klienten auf anspruchsvolles Leiden, dann bliebe seine Praxis leer.
Ich war ein Bauernbub. Kein Baum wächst in den Himmel. Pompöse Bäuche, Köpfe, Seelen sind mir ewig fremd. Wenig ist hoch und heilig. Die Birne fällt und fault, kein Grund, sie zu verachten. Der Mensch tut mehr als scheißen, ohne Zweifel, doch scheißen tut er auch und in der Regel sogar lieber als zum Beispiel denken, und gleichwohl definiert er sich als Geisteswesen.
Man überschätzt sich selbst und alles. Und es ist klar, daß unter anderm diese Platitüde mich erst zum Theologen und später auch zum Anti-Theologen machte.
Wow. Das war Teil der Seiten 3-4 gefunden beim *argh*
Markus Werner, Froschnacht - ISBN 978-3-423-11250-5
dtv
(link siehe links)
Wer anders sein will, als er ist, der tut mir leid. Sein Wunsch ist ehrenwert, doch abgedroschen. Ich formuliere tastend eine These: Die Menschenseele mit allem Drum und Dran ist serieller Kitsch. Das Innerste erwirbt sich jeder von der Stange. Nichts von Mysterium, nur Schmalz.
Mit violetten Fingernägeln kommen sie zu mir, mit originellen Kaiser-Willhelm-Schnäuzern, abgrenzungswütig schwänzeln sie herum und fühlen sich weiß Gott wie einzigartig. Dann öffnen sie den Mund und husten Abziehbildchen aus. Und was sie spüren, wünschen, träumen, das macht sie grausam gleich und hundsgewöhnlich.
Das Unverwechselbare an dir ist deine Nase, die Kapriolen deines Herzens aber sind ein Gassenhauer. Belege später.
Was meine Arbeit obendrein erleichtert: Die strukturelle Schlichtheit dessen, was nun einmal "Beziehungsstörung" heißt. Auf wirklich leckerbissige Disharmonien werfe ich mich mit hundertzwanzig Puls.
Freilich Sternstunden!
Und freilich findet der Berater, sofern er nicht ein Simpel ist, auch ordinäre Konstellationen sehr komplex. Negiert er den Anspruch des Klienten auf anspruchsvolles Leiden, dann bliebe seine Praxis leer.
Ich war ein Bauernbub. Kein Baum wächst in den Himmel. Pompöse Bäuche, Köpfe, Seelen sind mir ewig fremd. Wenig ist hoch und heilig. Die Birne fällt und fault, kein Grund, sie zu verachten. Der Mensch tut mehr als scheißen, ohne Zweifel, doch scheißen tut er auch und in der Regel sogar lieber als zum Beispiel denken, und gleichwohl definiert er sich als Geisteswesen.
Man überschätzt sich selbst und alles. Und es ist klar, daß unter anderm diese Platitüde mich erst zum Theologen und später auch zum Anti-Theologen machte.
Wow. Das war Teil der Seiten 3-4 gefunden beim *argh*
Markus Werner, Froschnacht - ISBN 978-3-423-11250-5
dtv
(link siehe links)
messor - 17. Apr, 00:48
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