Die Fackel .
Nr. 1 WIEN, ANFANG APRIL 1899
In einer Zeit, da Österreich noch vor der von
radicaler Seite gewünschten Lösung an acuter Lange-
weile zugrunde zu gehen droht, in Tagen, die diesem
Lande politische und sociale Wirrungen aller Art
gebracht haben, einer Öffentlichkeit gegenüber, die
zwischen Unentwegtheit und Apathie ihr phrasen-
reiches oder völlig gedankenloses Auskommen findet,
unternimmt es der Herausgeber dieser Blätter, der
glossierend bisher und an wenig sichtbarer Stelle abseits
gestanden, einen Kampfruf auszustoßen. Der ihn wagt,
ist zur Abwechslung einmal kein parteimäßig Ver-
schnittener, vielmehr ein Publicist, der auch in Fragen
der Politik die »Wilden« für die besseren Menschen
hält und von seinem Beobachterposten sich durch keine
der im Reichsrath vertretenen Meinungen locken ließ.
Freudig trägt er das Odium der politischen »Gesinnungs-
losigkeit« auf der Stirne, die er, »unentwegt« wie nur
irgendeiner von den ihren, den Clubfanatikern und
Fractionsidealisten bietet.
Das politische Programm dieser Zeitung scheint
somit dürftig; kein tönendes »Was wir bringen«, aber
ein ehrliches »Was wir umbringen« hat sie sich
als Leitwort gewählt. Was hier geplant wird, ist nichts
AAC - Austrian Academy Corpus: AAC-FACKEL
Online Version: »Die Fackel. Herausgeber: Karl Kraus, Wien 1899-1936«
AAC Digital Edition No 1
http://www.aac.ac.at/fackel
-heute-
In einer Zeit, da Österreich noch vor der von
radicaler Seite gewünschten Lösung an acuter Lange-
weile zugrunde zu gehen droht, in Tagen, die diesem
Lande politische und sociale Wirrungen aller Art
gebracht haben, einer Öffentlichkeit gegenüber, die
zwischen Unentwegtheit und Apathie ihr phrasen-
reiches oder völlig gedankenloses Auskommen findet,
unternimmt es der Herausgeber dieser Blätter, der
glossierend bisher und an wenig sichtbarer Stelle abseits
gestanden, einen Kampfruf auszustoßen. Der ihn wagt,
ist zur Abwechslung einmal kein parteimäßig Ver-
schnittener, vielmehr ein Publicist, der auch in Fragen
der Politik die »Wilden« für die besseren Menschen
hält und von seinem Beobachterposten sich durch keine
der im Reichsrath vertretenen Meinungen locken ließ.
Freudig trägt er das Odium der politischen »Gesinnungs-
losigkeit« auf der Stirne, die er, »unentwegt« wie nur
irgendeiner von den ihren, den Clubfanatikern und
Fractionsidealisten bietet.
Das politische Programm dieser Zeitung scheint
somit dürftig; kein tönendes »Was wir bringen«, aber
ein ehrliches »Was wir umbringen« hat sie sich
als Leitwort gewählt. Was hier geplant wird, ist nichts
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Online Version: »Die Fackel. Herausgeber: Karl Kraus, Wien 1899-1936«
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messor - 7. Jan, 05:34
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